Einige häufig gestellte Fragen zur europäischen Gesetzgebung über die Barrierefreiheit digitaler Produkte (EAA).
Was ist der EU Accessibility Act (EAA)?
Der EU Accessibility Act (EAA) ist eine europäische Richtlinie, die am 28. Juni 2025 in Kraft tritt. Dieses Gesetz verpflichtet kommerzielle Anbieter digitaler Produkte und Dienstleistungen, wie z. B. E-Books, ihr Angebot für Menschen mit Behinderungen barrierefrei zu gestalten. Ziel ist ein inklusiver digitaler Binnenmarkt innerhalb der EU.
Gilt der EU Accessibility Act auch für Verleger von E-Books?
Ja, das Gesetz gilt für kommerzielle Anbieter von E-Books, einschließlich Verlagen, Distributoren und selbstständigen Autoren. Sowohl neue Veröffentlichungen als auch bestehende Titel, die nach dem 28. Juni 2025 im Verkauf bleiben, müssen die Barrierefreiheitsanforderungen erfüllen.
Welche technischen Anforderungen stellt der EAA an ein E-Book im EPUB-Format?
E-Books müssen unter anderem folgende Anforderungen erfüllen: Sie müssen in einem barrierefreien EPUB-Format (vorzugsweise EPUB 3) verfügbar sein, mit korrekter semantischer HTML-Struktur (wie Verwendung von <h1>, <nav>, <section>), einer gut funktionierenden Navigation (wie einem Inhaltsverzeichnis und optional Seitenzahlen), Alt-Texten für Bilder, korrekten Metadaten mit Barrierefreiheitsmerkmalen (wie über schema.org oder ONIX) und Kompatibilität mit Screenreadern und anderer assistiver Technologie.
Ist es unter dem EAA noch erlaubt, EPUB2-Dateien anzubieten?
EPUB2 ist formell nicht verboten, es wird jedoch dringend davon abgeraten. Dieses Format unterstützt viele der notwendigen Barrierefreiheitsfunktionen nicht oder nur eingeschränkt, wie z. B. semantische Auszeichnung und flexible Navigation. EPUB3 ist der empfohlene Standard zur Einhaltung des Gesetzes.
Müssen bestehende E-Books zur Einhaltung des EAA angepasst werden?
Ja, alle E-Books, die nach dem 28. Juni 2025 kommerziell verfügbar bleiben, müssen dem EAA entsprechen. Bestehende Titel müssen nicht angepasst werden, wenn sie vor diesem Datum vollständig aus dem Handel genommen werden oder nur in Archiven verbleiben.
Ist eine Ausnahme für kleine Verlage oder selbstständige Autoren möglich?
Ja, für Kleinstunternehmen (weniger als 10 Mitarbeiter und ein Jahresumsatz unter 2 Millionen Euro) kann eine Ausnahme aufgrund unverhältnismäßiger Belastung gelten. Diese Ausnahme muss begründet werden und gilt nicht automatisch.
Wie können Verlage überprüfen, ob ihre EPUB-Dateien barrierefrei sind?
Verlage können verschiedene Tools verwenden, um ihre EPUB-Dateien auf Barrierefreiheit zu testen. Empfohlene Hilfsmittel sind unter anderem:
- Ace by DAISY für eine automatische Barrierefreiheitsanalyse
- EpubCheck zur technischen Validierung von EPUB-Dateien
- Thorium Reader, um manuell zu testen, wie ein E-Book mit Screenreader-Unterstützung angezeigt wird
Was sind die Folgen, wenn ein Verlag den EAA nicht einhält?
Die Nichteinhaltung des EAA kann zu Sanktionen wie Geldstrafen oder der Rücknahme digitaler Ausgaben vom Markt führen. In Deutschland wird die Durchsetzung durch die Marktüberwachungsbehörden der Länder im Rahmen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) ausgeführt.
Welche Vorbereitungen können Verlage bereits jetzt für den EAA treffen?
Verlage können sich vorbereiten, indem sie ihre Publikationen auf EPUB3 umstellen, internes Wissen über semantisches HTML und Barrierefreiheit aufbauen, bestehende Titel auf Konformität überprüfen und mit E-Book-Designern zusammenarbeiten, die Erfahrung mit den Barrierefreiheitsstandards haben.
Wo finden Verlage offizielle Richtlinien und technische Spezifikationen zur E-Book-Barrierefreiheit?
Offizielle Informationen und Richtlinien sind unter anderem verfügbar über:
- Den vollständigen Text des EU Accessibility Act auf https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32019L0882
- Die EPUB Accessibility Guidelines des W3C auf https://www.w3.org/TR/epub-a11y-11/ (Hinweis: oft nur in Englisch verfügbar)
- Die technischen und praktischen Hilfsmittel des DAISY Consortiums auf https://daisy.org/